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Der Esel und das Jagdpferd

WordPress LogoEin Esel vermaß sich, mit einem Jagdpferd um die Wette zu laufen. Die Probe fiel erbärmlich aus, und der Esel ward ausgelacht. „Ich merke nun wohl“, sagte der Esel, „woran es gelegen hat; ich trat mir vor einigen Monaten einen Dorn in den Fuß, und der schmerzt mich noch.“
„Entschuldigen Sie mich“, sagte der Kanzelredner Liederhold, „wenn meine heutige Predigt so gründlich und erbaulich nicht gewesen, als man sie von dem glücklichen Nachahmer eines Mosheims erwartet hätte; ich habe, wie Sie hören, einen heisern Hals, und den schon seit acht Tagen.“

Gotthold Ephraim Lessing

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Clarisse

Meinen schönsten Liebesantrag
suchst du ängstlich zu verneinen;
frag ich dann: ob das ein Korb sei?
fängst du plötzlich an zu weinen.

Selten bet ich, drum erhör mich,
lieber Gott! Hilf dieser Dirne,
trockne ihre süßen Tränen
und erleuchte ihr Gehirne.

Überall wo du auch wandelst,
schaust du mich zu allen Stunden,
und je mehr du mich misshandelst,
treuer bleib ich dir verbunden.

Denn mich fesselt holde Bosheit,
wie mich Güte stets vertrieben,
willst du sicher meiner los sein,
mußt du dich in mich verlieben.

Heinrich Heine

Die Wahrheit über Sancho PansaFairy Tale Statue

Sancho Pansa, der sich übrigens dessen nie gerühmt hat, gelang es im Laufe der Jahre, durch Beistellung einer Menge Ritter- und Räuberromane in den Abend- und Nachtstunden seinen Teufel, dem er später den Namen Don Quixote gab, derart von sich abzulenken, daß dieser dann haltlos die verrücktesten Taten aufführte, die aber mangels eines vorbestimmten Gegenstandes, der eben Sancho Pansa hätte sein sollen, niemandem schadeten. Sancho Pansa, ein freier Mann, folgte gleichmütig, vielleicht aus einem gewissen Verantwortlichkeitsgefühl, dem Don Quixote auf seinen Zügen und hatte davon eine große und nützliche Unterhaltung bis an sein Ende.

Franz Kafka

Auf der Galerie

Wenn irgendeine hinfällige, lungensüchtige Kunstreiterin in der Manege auf schwankendem Pferd vor einem unermüdlichen Publikum vom peitschenschwingenden erbarmungslosen Chef monatelang ohne Unterbrechung im Kreise rundum getrieben würde, auf dem Pferde schwirrend, Küsse werfend, in der Taille sich wiegend, und wenn dieses Spiel unter dem nichtaussetzenden Brausen des Orchesters und der Ventilatoren in die immerfort weiter sich öffnende graue Zukunft sich fortsetzte, begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden Beifallsklatschen der Hände, die eigentlich Dampfhämmer sind – vielleicht eilte dann ein junger Galeriebesucher die lange Treppe durch alle Ränge hinab, stürzte in die Manege, rief das – Halt! durch die Fanfaren des immer sich anpassenden Orchesters. Ein Artikel ohne Bilder weiterlesen